Gedichte begleiten mich seit meiner frühen Jugend. Als ich die Welt der Poesie lesend entdeckte, begann ich auch bald selbst Lyrik zu schreiben. Dieses poetische Schreiben ist zu einem Teil meines Lebens geworden, für mich ein Weg des Sprechens mit der Welt, dem Leben, der Sehnsucht, der Zukunft, dem Geheimnis in allem. Für mich ist es immer wieder der Versuch, etwas Unaussprechliches in Worte zu fassen und es damit auch zu berühren und berührt zu werden. In der Hoffnung, dass es auch in den Menschen, die diese Texte Lesen, zu einer Berührung kommt. Das poetische Schreiben ist für mich auch ein schöpferischer Prozess, in dem ich immer wieder neu werde, mich neu erkenne und beheimate.
Dieses Schreiben bewegte mich im Laufe des Lebens in unterschiedlicher Intensität, manchmal schrieb ich täglich mehrere Gedichte, um in einer intensiven Lebenssituation einen Raum der Reflexion zu öffnen, zu anderen Zeiten tritt es etwas in den Hintergrund.
Die lyrischen Texte, die im Laufe der Jahre entstanden sind, blieben bislang unveröffentlicht. In den Zeiten des intensiveren Schreibens habe ich sie zu Gedichtbänden zusammengefasst. Einige Auszüge aus diesen Bänden finden Sie auf dieser Seite. Diese gedichte stammen aus verschiedenen Phasen meines Lebens, in denen sich der Stil des lyrischen Schreibens immer wieder veränderte.
In Zukunft werde ich weitere Gedichte hier veröffentlichen und arbeite an einer Zusammenstellung in Buchform. Wenn Sie an Neuveröffentlichungen interessiert sind, dann tragen Sie sich gern in meinen Newsletter ein. Und besonders freue ich mich auch über eine Resonanz und ein Feedback zu den Texten.
Gedichte
Von der CD "Der Stern in uns"
Gedichte von Mike Kauschke, vertont von Monika Cyrani
Zwischen Himmel und Erde
Der Baum wächst in den Himmel
Seine Bläue umarmt ihn
Wir sind wie er
Tief verwurzelt in der Erde
Immer tiefer verwurzelt
In der Erde, unsere Heimat
Immer tiefer verwurzelt
Und im selben Atemzug
Nach oben geöffnet
Wachsen wir
Ins Blau des Himmels
Seine Unendlichkeit
So zwischen Himmel und Erde
Wachsen wir gemeinsam
Und in der Mitte in uns
Und zwischen uns
Was oben und unten
Himmel und Erde verbindet
Verbindet
Himmel und Erde verbindet
In Wärme und Leuchten und Liebe
In Wärme und Leuchten und Liebe
Verbindet
Unser Herz
Die Mitte von allem
Unser Herz
Die Mitte von allem
Wellen im Meer
Wir sind Wellen im Meer
Wir sind das Meer, das Grenzenlose
Von Horizont zu Horizont
In Unendlichkeit getaucht
Bis über die Sterne
Hinweggegossen
Ein einziges Fließen
Unzählige Wellen
Kommen und gehen
Große und kleine
Sanftes Kräuseln des Wassers
Und die gewaltige Welle im Sturm
Sie alle sind das Meer
Und tragen in sich die Unendlichkeit
Von Horizont zu Horizont
Wir
Du und ich
Sind Wellen im Meer
Die Wellen und das Meer
Was immer wir auch sein werden
Immer sind wir aufgehoben
In der Unendlichkeit
Im atmenden Fließen des Ozeans
Der Stern in uns
Du bist der Stern, den ich sehe
Wenn ich nach innen schaue
Nach innen in die Welt
Bevor sie zu dem wurde, was wir wissen
Was wir begreifen können
Die Welt wie sie war
In aller Unschuld
Und wir sehen uns an
Sehen den Stern in uns
Der uns leuchtet, der uns leuchtet
Und den wir einander geben
Ein Geschenk
Ein Geschenk, das wir selbst sind
Füreinander
Um den Weg zu erleuchten
Der auf uns zukommt
Aus dem Band "Entatmet"
LICHTANDERS
Durch die Zäune der Nacht
Kommst du heran:
Gibt es dich?
Heilend, wie ein splitterndes Wort,
(Nackt und offen), grenzentfernt,
Mit Inseln im schweigemutigen Tau,
Trennungsschwanger.
(Bleib so …)
Ferngelassen, gelesen, zieh
Dieses Mittige aus der Verwundung, stirb
Es hervor, ins Blickgleiten …
Ich bin im Baumgeräusch:
Kommst du auch?
Dein (wie auch immer) geformter,
Dein (mit welchen lauten auch immer) rufender
Mund hebt die Wälder
Rund in den Mond, vielleicht
Schreien diese Tiere zuletzt
Uns noch ins andere Licht.
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2006
Aus dem Band "Stirndurst"
EINE FREMDE WIE DU
Abweichende Streckenführung:
Der klobige Heimatbereich im Sehpurpur
Guckt in die Röhre, mit der übriggehäuteten selben
Geduld wie damals:
Gut dokumentiert.
Der Oderbruch bezweifelt die Brücke,
Im Treppenhaus steht einer und entgegnet dem Licht,
Die Glasfaser spannt sich die Stille zurecht.
Nun sei die Fremde wie du.
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2005
Aus dem Band "Neunähe"
SEHLAND
Begegnungsgeräusche vor
Der versprochenen Schleuse:
Durchgängig:
Befahrenes
Grenzland: Kanal
Überschattet
Von Netzstangen und zwei
Schwärmen landender Wild-
Gänse: mit Formationswechsel
Hinterm Kulturhaus: beiseite-
Spiegelnd auch die gefährdeten
Kräne am Althafen: einen neuen
Haben sie gegraben,
Drei Kilometer stadtaufwärts:
Und
Der übriggebliebene Stacheldraht,
Der die Kleingartenanlage begrenzte:
Vorsorglich liegengelassen vorm
Auge und neben den abgestorbenen
Bäumen, der neuen Eigenheimsiedlung:
Das
Höhere: tiefere Flugzeuggeräusch
Gibt den auffliegenden Vögeln den
Hintergrund, die weiße Himmelsspur,
In der ferne untergebracht,
Ist
Keiner Sehgrenze
Begegnet.
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2004
Aus dem Band "Klangschmelze"
NAMENLOS
Steinbruch: tiefgesprochen,
Lebendig gewandert, gehoben,
Am leise häutenden Strand:
Wir sichten die Nacht
Im Spiegelwasser mit Gegengeläut:
Setzen an und trinken aus,
Neben den lagernden Feuern:
Land unter,
Im wiedererleuchteten Abguss der Hände,
Ohne Aussicht:
Nenn mich beim Namen,
Ich hab keinen mehr,
Aber manchmal sind wir uns ähnlich.
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2003
Aus dem Band "Stimmenstill"
BODENSEE, BEGEHBAR
Von den Wasservögeln verschwiegene Ankunft
Geht jetzt
In die frierende Ferne, ertränkt
In dem Dunst, der auslief
Am Hafenbahnhof:
Hinüber ans andere,
Nicht sichtbare, aber beleuchtete
Ufer, das da war, wie hier: wir
Konnten gehn auf dem Bodensee,
Zehn Meter zumindest:
Noch hielt das Eis seine Stellung, noch
Hatte es Spuren, denen wir folgten, um
Auf der Stimmgabelbühne
Mit den Seilen zu tanzen.
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2002
Aus dem Band "Mit Flut in den Augen "
NICHT SO
Innenstirnblendung:
Mach dir nichts draus,
Mich gibt’s nicht,
Nicht so:
Die Wolke, die sich ins Schweigen verflog,
ist mein niedrigstes Gelenk:
Sie schenkt mir ihren Nachlass, verschwindet und sieht
Und fordert es ein:
Heb alles auf, gib
Alles ab, befrühe die Hände, und
Beblühe den Ton.
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2001
Aus dem Band "Aus der Rippe der Nacht"
AUGE, GEFUNDEN
Wo bewahrte ich dein verlassenes Aug,
Das sich aus allem Zerstreuten erwählte?
Alleingang:
Komm, jetzt fehlt nur noch
Der Uferverzicht,
Aus dem wir uns sinken,
Zusammen und unwiederbringlich,
Ein einziger Nuratem Zeit wäre nötig,
Ein Wink aus deiner Ernte.
Verlangsamt hast du den Schnee,
Nun behält er die Straße für sich,
Unter seinem Gefecht erfüllt unser
Frühgeblühtes Herz die Abstürze,
Die Fenstersprünge, das beglittene
Zuglicht, was es zu sehn gibt,
Wofür es sich lohnt, was sich auszahlt:
So arm sah ich uns nie.
Wie beschenkt, zwischen
Den Häuserfronten, den regengefüllten Nachtweg
Entlang, vor den Himmel gelagert, vor den
Kirchenkopf, vors ragende Licht, langsam
Spaltet dein Schritt den vergangenen Stein,
Betäubt die ergangene Welt, sehnt sich
Die Mulde zurecht, das gesammelte Wasser
Wird wach wie dein gefundenes Auge.
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2000
Aus dem Band "Abstandsall"
FREMD
Auch die gegebene Stunde wächst
Dich ins Licht, überbehauptet
Deinem Willen, in die nächtliche
Obhut, sinkend, strandliedartig:
Das Rundschreiben hängt aus,
Deine hölzerne Beklemmung
Ist eine Tür.
Sterbe deinen Sand lieblich,
Es ist weit, und die Verspätung
Ist Grundland geworden,
Ich aber sehe euch einzeln, ihr seid
Tagbereit für dieses Schweigen
Farbig gefesselt, doch es bleibt uns
Die Fremdbeschallung im Gesicht,
Als obere Anstimmung‚
Das Übrige berührt dich
Auf der Gezeitenhaut.
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1999